SF6-Gas - das scheinbar perfekte Isoliergas
SF6 Gas ist leider in vielen Fällen noch immer alternativlos
SF6-Gas schien lange Zeit das perfekte Schutz- und Isoliergas zu sein. Es ist geruchlos, ungiftig, nicht brennbar, chemisch sehr stabil und da es ein Inertgas ist, verdrängt es Sauerstoff, so dass es die Brandgefahr reduziert. Der Nachteil - SF6-Gas hat die 24.300-fache Treibhauswirkung von CO2 und ist damit stärkste bekannte Treibhausgas. SF6-Gas kommt in der Natur kaum vor und wird von Menschen zur technischen Nutzung hergestellt. Aufgrund der hohem chemischen Stabilität kann die chemische Verbindung nur unter hohem Energieeinsatz verbrannt und damit zerstört werden. Unzerstört bleibt SF6-Gas ca. 3.200 Jahre in der Atmosphäre.
Früher wurde das scheinbar perfekte SF6-Gas in Tennisbällen, Isolierfenster, Nike Air-Schuhen und anderen Gebrauchsgegenständen eingesetzt. Erst als die Wirkung bestimmter Stoffe auf unser Klima in den Fokus kam, wurden diese Anwendungen verboten und die Nutzung von SF6-Gas auf wenige Bereiche eingeschränkt. Aus der Zeit dieser Anwendungen sind jedoch riesige Mengen an SF6-Gas bedenkenlos in die Atmosphäre gelangt.
Durch gesetzliche Vorschriften ist der Umgang mit SF6-Gas heute stark reglementiert und in Europa nur Personen mit einer Fachkundeschulung erlaubt. Aufgrund der Klimaschädlichkeit ist es entscheidend, beim Umgang mit SF6-Gas sicherzustellen, dass kein SF6-Gas in die Atmosphäre austritt.
Hier sind vor allem 3 Bereiche relevant:
Neuproduktion
Die Neuproduktion von SF6 Gas hat eine erhebliche negative Auswirkung auf die Umwelt. Zum einen emittieren die Produktionsanlagen aufgrund ihres technischen Standes erhebliche Menge von SF6 Gas in die Atmosphäre. Aber auch die Transportwegen aus den Hauptproduktionsstandorten Südkorea, Russland und China nach Europa produzieren erhebliche Transportemissionen.
Wartung und der Umgang mit SF6-Gas Anlagen
Es ist technisch unmöglich, Gas aus SF6-Anlagen zu evakuieren oder Anlagen zu befüllen, ohne zumindest kleinste Emissionen zu erzeugen. Es sind immer minimale Mengen an Restgas in Leitungen, Ventilen und Flaschen enthalten, die nicht absolut erfasst werden können. Durch sachkundige und umsichtige Handhabung und gute Anlagentechnik können diese Emissionen auf ein Minimum reduziert werden. Neue Anlagenkonzepte, die längere Wartungszyklen ermöglichen, reduzieren die Notwendigkeit, SF6-Gas aus geschlossenen Systemen zu entfernen und neu zu befüllen.
Entsorgung von SF6-Gas nach der Nutzung
SF6-Gas ist ein synthetisches Gas, das in der Natur nicht vorkommt. Der technische Vorteil dieser chemischen Verbindung, die aus einem Schwefel- und sechs Fluor-Atomen besteht ist dann ein großer Nachteil, wenn es darum geht, diese menschgemachte Substanz wieder aus der Welt zu schaffen. Denn nur eine chemisch und thermisch sehr stabile Verbindung wie SF6 ist auch ein gutes Isolationsmedium. Bisher ist es üblich, gebrauchtes und verschmutztes SF6 Gas unter sehr hohem Temperatureinsatz zu verbrennen, damit es zersetzt wird und seine schädlichen Eigenschaften verliert. Der hierzu notwendige Energieeinsatz kann vermieden werden, indem das verschmutzte SF6 Gas aufbereitet und anschließend verwertet wird. In dem von uns eingesetzten Verfahren wird nur der geringe Teil an Zersetzungsprodukten und Verunreinigungen entfernt, die bei der Nutzung von SF6 Gas entstehen und das SF6-Gas kann wieder wie Neugas eingesetzt werden. Das ist echtes Recycling im klassischen Sinne denn der ursprüngliche Stoff wird direkt wiederverwendet. Es werden erheblichen Mengen von Energie eingespart, es muss kein Neugas produziert werden und das Entsorgen des SF6 Gases fällt weg.
Es steht außer Frage – die beste Lösung für die Menschheit und unser Klima wäre es, wenn kein SF6 Gas mehr eingesetzt werden würde. Alle Beteiligten arbeiten mit Hochdruck an Alternativen zu SF6 Gas. Allerdings gibt es zur Zeit in vielen Bereichen aus verschiedenen Gründen keine echte Alternative zum Einsatz von SF6 Gas. Nicht nur, dass es wenig Alternativen zu SF6 Gas in den weltweit bestehenden Stromnetzen gibt. Der Bedarf der Zivilisation nach Strom wächst durch die intensive Datennutzung, neue Rechenzentren und höhere Computerleistungen in extremem Maß und unsere Stromnetze brauchen neue SF6-Gas-Anlagen. Um so wichtiger ist es, gebrauchtes Gas aus Altanlagen emissionsfrei zu erfassen und so auszuarbeiten, dass es in Neuanlagen eingesetzt werden kann, ohne neues SF6-Gas zu produzieren. Nur so kann der Umgang mit SF6 Gas so emissionsarm wie möglich gestaltet werden und der Einfluss auf unsere Umwelt minimiert werden.